Geistig Behinderte Akutes Abdomen oft unerkannt

Authors: Katharina Grzegorek

Publish Date: 2013/02/22

Volume: 10, Issue: 2, Pages: 30-30

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Abstract

Schmerzen Abwehrspannung Störungen der Darmperistaltik — das sind Symptome bei denen die Alarmglocken jedes Arztes läuten müssen Denn die Ursache könnte ein akutes Abdomen sein ein lebensbedrohlicher Zustand der sofortiges Handeln erfordert Nun treten leider nicht bei jedem Patienten die Symptome so lehrbuchhaft auf Besonders bei Menschen mit geistiger Behinderung sind die Hinweise meist nicht eindeutig — mit fatalen FolgenSo wie im Fall eines 62jährigen von Geburt an hochgradig geistig behinderten Mannes von dem Dr Elke Doberentz und Kollegen in der Zeitschrift „Rechtsmedizin“ berichteten Der im Pflegeheim betreute Mann bekam eines Abends Durchfall der sich im Laufe der Nacht verschlimmerte Sein Allgemeinzustand sei „nicht sehr gut“ wurde dokumentiert er sei sehr „schwach und blass“ Noch fünf Tage zuvor wurde der seit Monaten mit Abführmitteln behandelte Patient ärztlich untersucht — ohne auffällige Befunde Um 0640 Uhr des folgenden Tages trat schließlich der Tod ein Der alarmierte Arzt bescheinigte eine ungeklärte Todesart Es bestand Verdacht auf medizinischpflegerische Fahrlässigkeit Bei der anschließenden rechtsmedizinischen Obduktion konnte ein aufgetriebenes Abdomen mit kopfgroßer Dilatation des Rektums festgestellt werden Grund hierfür war ein rektal gelegener 350 g schwerer Kotballen mit 9 cm Durchmesser Auch in einem zweiten Fall kam die Diagnose für den Patienten zu spät Ein 74jähriger blinder taubstummer und dementer Mann wurde aufgrund ständigen Erbrechens mit dem Verdacht auf ein Magenkarzinom ins Krankenhaus eingewiesen Anamnestisch waren eine Dickdarmresektion und die Anlage eines Anus praeter bei Darmkrebs bekanntDer Verdacht auf eine erneute Krebserkrankung konnte drei Tage nach Einweisung durch eine Gastroskopie widerlegt werden Doch noch am Tag der Spiegelung erbrach der Patient schwallartig Die klinische Untersuchung war unauffällig Die für den nächsten Tag geplante Computertomographie erlebte der Patient leider nicht mehr Todesursache Peritonitis durch Volvulus des Ileums„Ein akutes Abdomen bedingt durch einen Volvulus oder eine Obstruktion wird bei geistig Behinderten häufiger beobachtet als in der allgemeinen Population“ berichten die Autoren Es sind hier vor allem atypische Ursachen wie das Verschlucken von Fremdkörpern die zum Verschluss oder zur Perforation des Darms führen Auch kommen andere gastrointestinale Erkrankungen wie Ulzera oder chronische Obstipation in dieser Patientengruppe öfter vor Immobilität und jahrelange Einnahme von Abführmitteln können die Darmperistaltik ungünstig beeinflussen Beachtet werden muss auch dass die Kommunikation dieser Patienten nicht selten eingeschränkt ist Manchmal können lediglich Verhaltensänderungen Anhaltspunkte für ein voranschreitendes Krankheitsgeschehen liefern Zudem kann die Schmerztoleranz durch Behandlung mit zB Sedativa oder Tranquilizern beeinflusst werden Einige Neuroleptika können Symptome wie Übelkeit oder Erbrechen und aufgrund ihrer cholinergen Wirkung selbst einen paralytischen Ileus auslösen Die Abwehrspannung kann durch Muskelatrophien infolge langer Bettlägerigkeit geringer ausgebildet seinDas Fehlen typischer Symptome im Krankheitsfall von Menschen mit geistiger Behinderung schließt einen akuten Notfall folglich keineswegs aus weiterführende Untersuchungen sollten diesen Patienten bei unklaren und andauernden abdominalen Symptomen also schon früher zukommen als gesunden Patienten denn bei einem Darmverschluss ist eine umgehende medizinische Abklärung entscheidend

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