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Journal Title

Title of Journal: CME

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Abbravation: CME

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Publisher

Springer Berlin Heidelberg

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DOI

10.1002/zamm.19710510133

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ISSN

1614-3744

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Neurofibromatose Den Notarzt hatte es gegraust

Authors: Elke Oberhofer
Publish Date: 2015/09/29
Volume: 12, Issue: 9, Pages: 30-30
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Abstract

Als der Notarzt den Leichnam der 67jährigen Frau erblickte musste wohl selbst er ein erfahrener „Retter“ kurz schlucken Der Kopf der Frau war von erbsen bis kartoffelgroßen Hautgebilden übersät Vor allem an Stirn Schläfe und Hinterkopf saß ein „Knubbel“ neben dem anderen Die Blutlache unter ihrem Kopf deutete für den Mediziner auf eine Gewalteinwirkung hin Damit war für ihn klar Jemand musste die Frau ermordet habenDer M Recklinghausen an dem die Seniorin gelitten hatte gehört zur Gruppe der Neurofibromatosen Ursache ist eine Mutation an einem speziellen TumorSuppressorGen Diese bewirkt dass sich Tumoren vor allem an der Haut nahezu ungehemmt entwickeln könnenNach einem erfolglosen Reanimationsversuch rief der Notarzt die Polizei diese sollte das Verbrechen aufklären Mit der Frau im Haus gelebt hatte ihr Ehemann doch dieser war seit einem Schlaganfall stark beeinträchtigt Nachbarn beschrieben ihn als „häufig verwirrt“ Was er zu Protokoll gab war dass seine Frau „nur mal eine rauchen“ gehen wollte Im Hausflur hatte er sie dann auf dem Boden liegend aufgefundenIn der vorläufigen Todesbescheinigung notierte der Arzt vorsorglich „Verdacht auf einen nicht natürlichen Tod bei unklaren Todesumständen und Kopfverletzung“ In der behaarten Kopfhaut am Hinterkopf der Frau hatte er eine „QuetschRissWunde“ bemerkt und zwar oberhalb der sogenannten Hutkrempenlinie Alles Weitere sollte die Kripo klärenDoch auch die Ermittler waren offenbar sehr zurückhaltend bei der Untersuchung „Aufgrund der Auswüchse im Kopfbereich konnte kein Abtasten des Schädelknochens erfolgen“ hieß es in ihrem Bericht Also wurde eine gerichtliche Leichenöffnung angeordnetWas die Pathologen dabei fanden widersprach der Theorie vom kaltblütigen Mord „Die vermutete ‚Platzwunde“ stellte sich als oberflächliche jedoch offenbar stark blutende Verletzung eines Neurofibroms in der hohen Scheitelregion heraus“ schreiben Dr Christoph Birngruber vom Institut für Rechtsmedizin der JustusLiebigUniversität in Gießen und Kollegen in der Zeitschrift „Rechtsmedizin“Als Todesursache stellten die Pathologen eine „dekompensierte Herzinsuffizienz bei pulmonaler Thromboembolie mit führendem Rechtsherzversagen“ fest Die 67Jährige war also nicht der Kopfwunde erlegen diese war wohl eher beim Sturz der Frau durch den Aufprall des von Neurofibromen bedeckten Hinterkopfes auf den Boden verursacht worden Zusätzlich zu ihrer Hauterkrankung hatte die Frau bereits seit Langem an einer Herzschwäche gelitten Im Mittellappen der rechten Lunge fand sich zudem ein Gerinnsel welches das Gefäß komplett verschlossen hatte Damit nicht genug fanden die Pathologen noch einen Lungentumor sowie eine schleimige Bronchitis beides wohl Folgen des starken RauchensFür Birngruber und Kollegen ist es in diesem Zusammenhang ein besonderes Anliegen auf die offenbar auch bei Ärzten bestehende Hemmschwelle unappetitlich aussehende Leichen gründlich zu untersuchen hinzuweisen Dies gelte vor allem für „Leichname die durch Autolyse Fäulnis Tierfraß oder grobe Verletzungen stark entstellt sind“ Im vorliegenden Fall hat es offenbar sowohl den Notarzt als auch die Kriminalpolizei vor der extremen Hautmanifestation der Neurofibromatose schlichtweg „gegraust“Die auch als Neurofibromatose Typ 1 NF1 bezeichnete Erkrankung erhielt ihren Namen von dem deutschen Pathologen Friedrich Daniel von Recklinghausen der 1882 eine entsprechende Fallsammlung vorstellte Die autosomaldominant vererbte Krankheit betrifft vor allem Haut und Nervensystem Die Betroffenen können minderbegabt sein oder an Epilepsie leiden Charakteristisch sind neben den gutartigen Hauttumoren auch die sogenannten CaféaulaitFlecken — milchkaffeefarbene fleckförmige Hyperpigmentierungen Eine kausale Therapie gibt es nicht Störende Hautveränderungen können operativ entfernt werden


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