Journal Title
Title of Journal: Chirurg
|
|
Publisher
Springer-Verlag
|
|
|
|
Authors: H Dralle
Publish Date: 2011/01/19
Volume: 82, Issue: 2, Pages: 105-106
Abstract
Die Trachea ist eines der letzten lebenswichtigen Viszeralorgane für das bis heute kein zufriedenstellender Organersatz zur Verfügung steht Daher standen Trachealresektionen von Beginn an und stehen bis heute unter dem Verdikt ihrer begrenzten Rekonstruktionsmöglichkeiten fast alle Probleme der Trachealchirurgie basieren auf der auch heute noch limitierten Ressource des Organs die Therapie von Trachealstenosen nach Langzeitbeatmung die Resektion primärer oder sekundärer Trachealmalignome aber auch die chirurgische Therapie tracheoösophagealer Fisteln Weitere Probleme der Chirurgie der Trachea stellen Verletzungen des Tracheobronchialsystems und die Frage der Glottiserweiterung im Kehlkopfbereich bei bilateraler Rekurrensparese insbesondere nach Schilddrüsenoperationen dar Trachealchirurgie ist daher eine interdisziplinäre Aufgabe des Allgemeinchirurgen HNOChirurgen Thoraxchirurgen und Anästhesisten Das vorliegende Themenheft „Trachealchirurgie“ soll zu den aktuellen Themen des Gebietes ein Update über den Stand der verschiedenen Therapieoptionen gebenIn der Arbeit von Meininger und Mitarbeitern über „Tracheotomie bei intensivmedizinischer Langzeitbeatmung – Indikationen Techniken und Komplikationen“ werden die Vorteile der Dilatationstracheotomie gegenüber der orotrachealen Langzeitintubation herausgearbeitet Die Vermeidung spezifischer Komplikationen insbesondere Blutungen und Fehlplatzierungen mit Trachealperforation und als Spätfolge subglottischer Stenosen ist an die Beachtung technischer Verfahrensdetails gebunden die daher im Mittelpunkt der Darstellung dieser im Intensivbereich heute standardmäßig durchgeführten Maßnahme stehenBilaterale Rekurrensparesen nach Schilddrüsenoperationen sind durch den Einsatz des intraoperativen Neuromonitorings weitgehend vermeidbar geworden Einmal aufgetreten können jedoch nur etwa 10 der Patienten die mit einer bilateralen Stimmlippenparese verbundene Atemwegsbehinderung ohne operative Intervention tolerieren Es ist das Verdienst der HNOChirurgie für die Elektivsituation differenzierte intraluminäre Verfahren entwickelt zu haben die heute die früher kaum vermeidbare Tracheotomie umgehen „Atmung oder Stimme“ ist hierbei die Frage Zur Glottiserweiterung stehen dabei mittlerweile nicht nur definitive sondern auch passagere Verfahren zur Verfügung wie Pfeiffer und Mitarbeiter in ihrem Beitrag „Intraluminäre Verfahren der Glottiserweiterung bei bilateraler Rekurrensparese“ ausführenDie begrenzten Rekonstruktionsmöglichkeiten der Trachea limitieren vor allem in der onkologischen Trachealchirurgie das zur Umsetzung radikaler Resektionsverfahren oft wünschenswerte Resektionsausmaß In ihrem Beitrag „Primäre Trachealtumoren im Hals und Mediastinum – Resektions und Rekonstruktionsverfahren“ beschreiben daher Hoerbelt und Padberg die verschiedenen Techniken der trachealen Mobilisation LarynxRelease suprahyoidales Release hiläre Mobilisation die geeignet sind das Resektionsausmaß an der Trachea um mehrere Zentimeter zu erweiternWährend bei primären Trachealtumoren einzig tracheale Resektionen zur radikalen Therapie zum Einsatz kommen können bei sekundär die Trachea infiltrierenden Tumoren z B primäre Schilddrüsenmalignome durchaus sog „ShavingVerfahren“ eine vertretbare Alternative zu Vollwandresektionen „window“ oder Segmentresektionen darstellen In der Arbeit von Brauckhoff über „Organüberschreitende Schilddrüsenkarzinome – Ergebnisse nach trachealem Shaving und Trachearesektion“ ergibt sich aufgrund einer systematischen Analyse der aktuell verfügbaren Literatur dass insbesondere bei nicht transmural infiltrierenden differenzierten Schilddrüsenkarzinomen mit erhaltender Radiojodaufnahme zur additiven Therapie von R1Resektionen das Shaving kaum schlechtere Ergebnisse aufweist als Vollwand bzw SegmentresektionenTracheobronchiale Verletzungen durch externe Gewalteinwirkungen und Rupturen nach medizinischen Interventionen oder Inhalationstraumen sind selten erfordern jedoch eine rasche Diagnosestellung Dies betrifft vor allem unfallbedingte Verletzungen des Tracheobronchialtraktes Im Gegensatz zu den häufig komplexen posttraumatischen Trachealrupturen weisen Postintubationsverletzungen nach orotrachealer Intubation oder Dilatationstracheotomie ein sehr spezielles meist auf die tracheale Pars membranacea beschränktes Verletzungsmuster auf Interessant ist wie Palade und Passlick in ihrem Beitrag „Chirurgie traumatischer trachealer oder tracheobronchialer Verletzungen“ beschreiben dass das früher präferierte operative Vorgehen zunehmend und mit guten Ergebnissen vor allem bei kardiorespiratorisch stabilen und frühzeitig spontanisierbaren Patienten zugunsten konservativer Maßnahmen verlassen wurdeEin besonders problematisches Kapitel der Trachealchirurgie stellen bekanntlich tracheoösophageale Fisteln dar da die hiermit verbundenen rezidivierenden Aspirationen aber auch die Gefahr von Arrosionsblutungen ein hohes Letalitätsrisiko beinhalten Im Beitrag von Stamatis und Freitag „Tracheoösophageale Fisteln“ werden eindrücklich die verschiedenen operativen Verfahren des Fistelverschlusses bei benignen Fisteln anhand eigener Erfahrungen dargestellt Bei Vorliegen tracheoösophagealer Fisteln als Folge maligner Tumoren empfehlen die Autoren dagegen ein vorzugsweise interventionelles Vorgehen durch StentingAllen operativen Verfahren an der Trachea ist unabhängig von ihrer primär viszeral bzw thoraxchirurgischen oder HNOchirurgischen Durchführung ein stets interdisziplinäres chirurgischanästhesiologisches Vorgehen gemeinsam prä peri und postoperativ Die chirurgische Erfahrung und Technik im Umgang mit einem Organ für das es als Ultima Ratio auch heute noch keinen befriedigenden Organersatz gibt erfordert einen besonders sorgsamen Umgang mit der trachealen Ressource der am besten durch „horizontale“ nicht durch „vertikale“ Interdisziplinarität gewährleistet werden kann
Keywords:
.
|
Other Papers In This Journal:
|